Film & Gespräch mit Lutz Rathenow
Film & Gespräch: „Zärtlich kreist die Faust“ (BRD 1990, 75 Minuten, R: Hilde Bechert, Klaus Dexel) mit Lutz Rathenow und Dr. Claus Löser
Am Freitag, den 25. Oktober 2024 zeigt der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur um 18 Uhr im Community Art Center Suhl (Steinweg 28) den Film „Zärtlich kreist die Faust“ (Hilde Bechert/ Klaus Dexel, Ost-Berlin/ Jena 1990).
Der Dokumentarfilm, der Anfang 1990 in Ost-Berlin und Jena spielt, beruht auf Tagebucheinträgen des Schriftstellers Lutz Rathenow. In dessen Autobiografie „Trotzig lächeln und das Weltall streicheln“ (2022) sind Passagen aus dem Tagebuch nachzulesen.
In Ost-Berlin begleitet das Münchener Filmteam den Lyriker und Dissidenten Rathenow im DDR-Alltag, der keiner mehr ist: Auf der Poststelle kommt eine Einladung an ihn zu einem Kongress in Paris an, allerdings 20 Tage zu spät. Im Radio hört Rathenow eine Meldung zur Vorverlegung der DDR-Volkskammerwahlen auf März 1990. Zu treibenden Klängen der Ost-Berliner Punkband Feeling B bewegt sich Rathenow durch seine Wahlheimat Ost-Berlin. Er zeigt dem Filmteam eine Wohnung, in der er sein Tagebuch und andere sensible Dokumente versteckte. In Jena hält die Kamera fest, wie sich der Leiter der Sektion Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität bei Rathenow für dessen politische Exmatrikulation entschuldigt. Bei einer Begehung der besetzten Kreisdienststelle der Stasi sucht Rathenow das Zimmer auf, in dem er einst verhört wurde.
Neben der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bildet die Dokumentation die aktuellen Entwicklungen ab: In einer Szene auf der Sparkasse dokumentiert die Kamera, wie Bürger vorsorglich ihre Ersparnisse abheben wollen.
Die Gedanken Rathenows, aus dem Off eingelesene Tagebucheinträge, reflektieren empfundene Stimmungen und Fragen: Was passiert mit der DDR? Was macht deren Zerfall mit der eigenen Identität? Wie geht es nicht nur, aber auch, kulturpolitisch weiter?
Der Film ist nicht nur Kaleidoskop einer DDR, sondern Zeugnis ihrer Transformation, die kein einfaches Verschwinden bedeutet. Dokumentiert wird ein kurzer, sehr offener, gleichermaßen hoffnungs- und angstbesetzter Moment im Verschwinden eines Staates.
Der Film wird durch den Filmwissenschaftler Dr. Claus Löser eingeführt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Lutz Rathenow und dem Filmwissenschafter statt.
Der Eintritt ist frei.
Kooperationspartner vor Ort ist der Verein unofficial.pictures.
- Hauptveranstaltung Stadt: Suhl