Ende Januar wird das Oberzentrum Südthüringen erneut zum Zentrum des Wintersports: Vom 25. bis 26. Januar trifft sich die internationale Rodel-Elite beim EBERSPÄCHER Rodelweltcup in der renommierten LOTTO Thüringen EISARENA Oberhof. Unter den Teilnehmern: Hannes Orlamünder und Paul Gubitz, Rennrodel-Doppel des Rennrodelclubs Zella-Mehlis und Sieger des letzten Heim-Weltcups im Dezember 2024. Ihre Geschichte ist ein spannendes Beispiel für das, was im Oberzentrum mit Leidenschaft und Unterstützung möglich ist. Doch wie prägte die Region um die vier Städte Oberhof, Schleusingen, Suhl und Zella-Mehlis ihre sportliche Entwicklung?
Für Hannes Orlamünder war der Sieg in Oberhof etwas sehr Besonderes: „Zu Hause zu gewinnen, ist natürlich etwas super Cooles. Vor allem, wenn es auch noch der erste Weltcup-Sieg überhaupt ist – vor heimischem Publikum, Freunden und Familie“. Paul Gubitz ergänzt: „Das hat uns bewiesen, dass wir es wieder können. Manchmal zweifelt man vielleicht doch schon so ein bisschen an sich. Möglicherweise ist jetzt damit der Knoten geplatzt. Vielleicht können wir das super Ergebnis Ende Januar noch mal wiederholen.“ Der Erfolg in Oberhof ist also nicht nur sportlich bedeutsam, sondern auch ein emotionaler Höhepunkt für die beiden Athleten.
Früher Einstieg, Prägung durch den Verein und engagierte Trainer
Das Oberzentrum Südthüringen ist ein wahres Paradies für junge Familien mit sportbegeisterten Kindern. Hier findet sich nicht nur ein breites Angebot an Wintersportarten wie Langlauf, Biathlon, Skispringen oder Rennrodeln, sondern auch viele Möglichkeiten, diese spielerisch auszuprobieren. Die zahlreichen Sportvereine bieten spezielle Schnupperangebote und Trainingsgruppen für Kinder aller Altersklassen an, oft in Kooperation mit Kindergärten und Schulen. So fanden auch Hannes und Paul im Alter von vier Jahren ihren Weg zum Rennrodel Club Zella-Mehlis – dem Ausgangspunkt ihrer sportlichen Karrieren.
Paul erinnert sich „Ich bin mit vier Jahren über ein Probetraining im Kindergarten zum Rodeln gekommen und seitdem dabeigeblieben“. Das Training entwickelte sich altersgerecht Schritt für Schritt. „In den ersten Jahren, bis zur Schuleinführung, stand zunächst das Training in der Halle im Vordergrund. Durch spielerische Übungen und viel Spaß wurde vor allem das Körpergefühl entwickelt. Später ging es dann auf die – inzwischen modernisierte – Rodelbahn in Zella-Mehlis, wo die ersten Fahrten absolviert wurden. Schließlich folgten die ersten Erfahrungen auf dem Startblock, bei denen die Athleten in kleineren Wettkämpfen erste Herausforderungen meisterten, wie etwa das präzise Fahren um Hütchen, um ein Gespür für den Schlitten zu entwickeln. Danach begann das Training auf der Bahn in Oberhof, damals natürlich noch von viel weiter unten als wir heute starten“, gibt Hannes einen Einblick.
Der frühe Einstieg in die Disziplin und in den Verein prägte die Athleten nachhaltig und zeigt einmal mehr, wie Vereine Werte wie Disziplin und Teamgeist vermitteln und durch ihre Unterstützung sportliche Erfolge überhaupt erst möglich machen. „Im Verein groß zu werden, war ein großes Privileg. Disziplin, Pünktlichkeit und Selbstständigkeit wurden uns dort gelehrt – Dinge, die uns auch jetzt und künftig weiterhelfen. Materialen für die Ausübung des Sports wurden durch den Verein organisiert, genauso wie die Teilnahme an Trainingslagern. Von klein auf hat uns der Verein immer unterstützt und unterstützt uns auch jetzt noch sehr“, dankt Hannes dem Rennrodel Club.
Besonders die Hingabe der ehrenamtlichen Trainer war entscheidend: „Sie haben viel Freizeit für unser Training aufgewendet und uns mit Leidenschaft unterstützt“, ergänzt Paul. Die Arbeit der Vereine und Trainer bildet das Fundament für die sportlichen Erfolge im Oberzentrum.
Infrastruktur in der Region
Neben der Vereinsarbeit spielen die erstklassigen Sportstätten eine zentrale Rolle. Die modernisierte Rodelbahn in Zella-Mehlis und die international renommierte LOTTO Thüringen EISARENA Oberhof bieten optimale Trainingsbedingungen. Auch die Rennschlittenbahn im nahegelegenen Ilmenau ergänzt das Angebot. Um diese hochwertigen Bedingungen langfristig zu sichern, ist die Pflege und Instandhaltung der Sportstätten von zentraler Bedeutung.
Ein weiterer Vorteil: Die kurzen Wege. „Ich wohne seit meinem, ich glaube, 12. Lebensjahr in Oberhof – erst im Internat und jetzt in meiner eigenen Wohnung. Fast alles ist in der Nähe, und man kann eigentlich überall hinlaufen. Gerade als Junior war das super wichtig. Das hat mich sehr geprägt, weil es den Trainingsalltag wirklich erleichtert, wenn man keine weiten Wege hat“, erzählt Paul.
Wertschätzung und Förderung
Die Wertschätzung sportlicher Leistungen hat im Oberzentrum Südthüringen einen hohen Stellenwert. Ob durch die Sportlerehrung in Suhl, die Auszeichnungen des Wintersportvereins Oberhof oder die Verleihung des „Primus“ in Zella-Mehlis: „Es ist wirklich schön, dass unsere Heimatstadt unsere Erfolge mit dem Primus würdigt“, sagt Paul. „Die Zeremonien, bei denen die Auszeichnung verliehen wird, sind für uns stets ein Höhepunkt. Wir können wohl sagen, dass wir fast alles gewonnen haben. Die Verleihung ist immer gut organisiert und super schön.“
Diese Ehrungen verdeutlichen zum einen, wie wichtig es ist, sportliche Erfolge nicht nur zu feiern, sondern auch öffentlich anzuerkennen. Nicht nur als Form der Wertschätzung derzeit erfolgreicher Athleten, sondern auch als ein Ansporn für zukünftige Generationen. Zum anderen zeigen solche Ehrungen, wie wichtig es ist, den Sport als Teil der regionalen Identität zu fördern.
Eine Botschaft an junge Sportinteressierte
Hannes und Paul ermutigen junge Menschen: „Ob Langlauf, Biathlon, Skispringen oder Rennrodeln – hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Wintersport auszuprobieren. Man muss nur kurz beim Verein Bescheid sagen, und ein Probetraining ist fast überall möglich“, so Hannes. Paul ergänzt: „Hier gibt es ein riesiges Sportangebot, auch im Sommer. Findet einfach heraus, was euch Spaß macht, und bleibt dabei. Mit etwas Herzblut kann man weit kommen.“
Ein Blick in die Zukunft
Die Ziele der beiden sind klar: Bei den verbleibenden Weltcups ihr Bestes zu geben, vor allem auch in Oberhof zum EBERSPÄCHER Rodelweltcup vom 25. Bis 26. Januar stark abzuliefern. Danach folgt bereits Anfang Februar die Weltmeisterschaft in Whistler. Langfristig streben Hannes und Paul die Olympiaqualifikation für 2026 in Cortina an: „Die Olympiaqualifikation ist ein großes Ziel. Wir sind drei Doppel, aber es gibt nur zwei Plätze – das wird nächste Saison ein heißes Rennen“, sind sich Hannes und Paul einig.
Die Geschichte von Hannes Orlamünder und Paul Gubitz ist ein gutes Beispiel dafür, wie Sport nicht nur Einzelne, sondern ganze Regionen bereichern kann –und wie viel Potenzial im Oberzentrum Südthüringen steckt.
Damit auch künftige Generationen von den außergewöhnlichen Bedingungen profitieren können, hat es sich die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) zur Aufgabe gemacht, die Infrastruktur zu erhalten, die Vereine gezielt zu unterstützen und den Wintersport als Kern der regionalen Identität zu bewahren.
Förder-Informationen
Durch die Förderinitiative „Aktive Regionalentwicklung“ innerhalb des Programms Region gestalten wurden die vier Städte bis April 2024 mit 700.000 Euro Fördermitteln vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) unterstützt. Seit Juni 2024 geht die Unterstützung durch Region gestalten weiter. Die Förderinitiative „Absorptionsfähigkeit von Fördermitteln in strukturschwachen Räumen stärken“ unterstützt die KAG bis Herbst 2026 mit 500.000 Euro Fördermitteln.